Artikel/ Interview – Dossier zur Diskussion um das ‚Plus‘

NR1_TM2016Eine neue redaktionelle Arbeit im Fashion-Bereich ist das Themendossier „Die große Diskussion um das Plus – Ist das Etikett Übergröße überholt?“ Dazu habe ich Interviews mit Meinungsmachern geführt und gebe einen Ausblick auf die kommenden Trends Herbst/Winter 2016, die jetzt auf der Berliner Fashion-Week präsentiert werden.

 

 

 

DIE GROSSE DISKUSSION UM DAS PLUS – IST DAS ETIKETT ÜBERGRÖSSE ÜBERHOLT?

Plus Size, Große Größe oder Übergröße – was als ‚Nische’ immer wieder mal zum Trend stilisiert wurde, hat sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil ernstzunehmender Mode frei geschwommen: Marken, die den Bereich der Anschlussgrößen bedienen oder ganz neu interpretieren, wachsen – die Nachfrage ist ungebremst hoch. Was bleibt, ist die große Kurvendiskussion. Die Frage nach der Emanzipation von Klischees und wertenden Attributen für die Mode und ihre Trägerin.

Brigitte, Für Sie, Glamour: Immer öfter widmen sich die Modestrecken auflagenstarker Publikumszeitschriften den sogenannten Großen Größen. Man muss schon zweimal hinschauen, um wahrzunehmen, dass irgendetwas anders ist. Denn die Mode und die Frauen, die sie präsentieren, sind so zeitgemäß wie modern. Ewig gestrig scheinen allein die Mechanismen einer Industrie, die noch immer in Schubladen steckt, statt auf Authentizität zu setzen: 38 ist der Übergang zur Übergröße, obwohl in Deutschland die Größe 42 längst den Durchschnitt bestimmt. „Mehr als 50 Prozent aller Frauen tragen eine Kleidergröße von 42 und größer“, sagt Sabine Tietz, Sprecherin der Geschäftsführung Schwab Versand GmbH, und verantwortlich für die Marke Sheego. Wie serviceorientiert ist es, die Durchschnittskundin als Abweichung der ‚Norm’ zu behandeln?

„Als ich angefangen habe, Mode zu entwerfen, war Konfektionsgröße 38 die Norm. Und heute? Ist es die 34. Eine Frau mit Kleidergröße 40 gilt jetzt als etwas dick!“ Guido Maria Kretschmer (im Interview mit Glamour)

Frauen wachsen aus ihrer Kleidergröße heraus
Fakt ist: Der demografische Wandel kennt zwei Ausprägungen. Nicht nur werden Menschen laut Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit immer früher immer fülliger. Körper haben schlichtweg unterschiedliche Ansprüche, sie ändern sich im Laufe der Zeit, und selbst eine schlanke 38er-Kandidatin, die sich dem Michelle-Obama-Oberarmtraining widmet, zwei Kinder geboren hat oder einfach ein paar Jahre älter geworden ist, passt nicht mehr in eine entsprechend ausgezeichnete Bluse. Das heißt aber nicht, dass sich ihr modisches Selbstverständnis gleich mit ihrem Körper verändert. Wird sie sich künftig in der Plus-Size-Ecke auf der Fläche zu Hause fühlen? Jedenfalls wird sie keine Schublade suchen, meint Brigitte Swoboda, Head of Design bei Verpass: „Eine Kundin mit Größe X plus sieht sich heute nicht mehr auf einer separaten Plus-Size-Fläche, und von daher ist hier auch der Handel entsprechend gefordert, eine Ausgrenzung durch fließende Übergänge zu vermeiden.“

Warum wird Mode nicht als das behandelt, was Frauen tragen?
Natürlich gibt es Kundinnen, die gar nicht erwarten, sich in der modernen DOB wiederzufinden. Tendenziell aber zeichnet sich bei der Debatte ein anderer Trend ab. Online-Portale wie Navabi, Europas größte Plattform für Anschluss- und Übergrößen, boomen, weil Frauen im Netz finden, was sie auf der Fläche im Randbereich suchen müssen: Mode, die passt. Inspiration auf breiter Fläche, sozusagen. Die Kritik, dass Plus-Size-Mode während der Fashion Weeks auf eigene Messen abgeschoben wird, statt als Bestandteil verstanden zu werden, wird immer lauter. Ein Umdenken fordern aber auch erfolgreiche Models wie Stefania Ferrario, die mit ihrer aufmerksamkeitsstarken Aktion „Drop the Plus“ noch einen Schritt weiter geht: Auf Instagram rief das (Role-)Model mit Kleidergröße 40 dazu auf, diesen Zusatz komplett zu vergessen. „I am a model“, postete sie schlicht und plakativ, kein „plussize model“ oder „black model“, und steht damit stellvertretend für eine ganze Reihe ähnlicher Kampagnen, die bei der Zielkundin großen Zuspruch finden.

Die Frage also bleibt: Brauchen Frauen ein Label? Martina Schulte-Block, Global Business Director Triangle, sagt ganz klar Nein. Seit der Herbst-/Winter-Kollektion 2015 positioniert s.Oliver Triangle als eigenständige Marke mit den Größen 38-54 für eine Zielgruppe, „die eher aus dem demografischen Wandel heraus ‚größer’ geworden ist und die weniger die reine Plus-Size-Frau in der Nische anspricht.“ TM Textilmitteilungen hat mit ihr über Herausforderungen, auch für den Handel, gesprochen.

Das Interview sowie die vollständige Veröffentlichung lesen Sie hier.

Bildnachweis: Via Appia Due, Kollektion H/W 2016

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